Im Glanze dieses Glückes II - 20. Int. Photoszene

21. - 26. September 2010

Zur 20. Internationalen Photoszene während der Photokina gibt es auch dieses Jahr wieder eine Ausstellung in der Halle des Kunsthaus Rhenania. In fotografischen Essays und Portraits betrachten Kölner Fotokünstler aus unterschiedlichen fotografischen Positionen mit neuen Arbeiten ihre Heimat.

Die ausstellenden Künstler sind Bernd Arnold, Dirk Gebhardt, David Klammer, Markus Lokai, Michael Oreal, Heiko Specht, Wolfgang Zurborn.

Dauer: 21.09. - 26.09.2010
Vernissage: 21.09., 19 Uhr
Öffnungszeiten:
Mi-Sa: 15 - 21 Uhr
So: 11 - 15 Uhr

Special: Lounge mit Live-Musik Mi-Fr ab 20.00 Uhr. Eintritt frei.
Di. 21.9., 20.00 Uhr: Thomas Müller (p)
Mi. 22.9., 20.30 Uhr: Lounge mit dem Kasabami Jazzett mit Christian Saettele (sax), Michael Schäfers (bass), Bernd Arnold (g) und Knut Schötteldreier (dr).
Fr. 24.9., 20.00 Uhr: Kristina Brodersen/Tobias Weindorf Quartett mit Kristina Brodersen (sax), Tobias Weindorf (p), Christian Ramond (bass) und Hendrik Soll (dr).



Im Glanze dieses Glückes II
In fotografischen Essays und Porträts nähern sich sieben Kölner Fotografen in unterschiedlicher subjektiv geprägter Form dem so vieldeutigen Begriff der Heimat an. Er ist mit geschichtlichem Ballast belegt und durch kitschige Visionen einer heilen Welt gezeichnet. Die dokumentarische Fotografie der 80er Jahre in Deutschland hat ein sehr sachliches und distanziertes Bild des persönlichen Lebensumfeldes entworfen. In der heutigen Zeit mit einer zunehmenden Globalisierung der Welt und dem damit häufig verbundenen Identitätsverlust hat der Bezug zu einer Heimat wieder eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Die Vorstellung von Heimat wird in den Arbeiten dieser Ausstellung sehr verschieden interpretiert und schwankt zwischen der Suche nach dem Authentischen auf der einen Seite und dem Bewusstsein, dass im medialen Zeitalter jeder seine Identität selbst inszenieren muss, auf der anderen Seite. Somit ist keine einheitliche Definition von Heimat möglich.


Heiko Specht spürt mit seinen präzisen Farbfotografien vom Schützenfest der Westumer Einigkeit und dem Gardetanz der Roten Husaren traditionelle Rituale im Münsterland auf. Die detaillierte Beschreibung der Szenerien mit einem Gespür für die komplexe Grammatik der Sprache von Körper und Kleidung lässt bei aller analytischer Distanz eine Nähe zu den Menschen spüren. Sein Blick ist gerichtet auf eine authentische Beschreibung der Vereine und ihre Funktion der sozialen Einbindung ihrer Mitglieder.


Markus Lokai geht mit seinen fotografischen Arbeiten Back to the roots.Portraitaufnahmen von Bio-Landgärtnern kombiniert er mit Detailaufnahmen aus der Bio-Landwirtschaft. Das nahtlose Aneinanderfügen der Bilder erzeugt eine visuelle Irritation. Die Fotografien lassen sich nicht mehr als eine klassische Reportage lesen, die eine Geschichte erzählen will. Der Reiz dieser Bildmontagen besteht vielmehr darin, dass sie die Arbeit auf dem Land sinnlich nachvollziehbar machen. Der Betrachter kann die Erde fast fühlen, wodurch sich ihm die Idee einer mit der Natur harmonisierenden Landwirtschaft vermittelt.


Für Michael Oreal sind es vorrangig die Menschen,die ihm das Gefühl einer Verwurzelung in der Gesellschaft geben. Sein besonderes Interesse gilt dabei  Autoren, Literaten und Künstlern, die ihm eine kulturelle Heimat schaffen. Er portraitiert die Personen in Momenten neben einer bewussten Selbstinszenierung. Seine S/W-Fotografien sind Ausdruck einer immerwährenden Suche nach einer einfachen, authentisch erzählenden Fotografie. Unkonventionell für Portraitfotografie ist dabei aber das Panoramaformat, das den Aufnahmen eine theatralische Raumwirkung verleiht, was besonders in seiner zweiten Serie über Boxer Wirkung zeigt.


Die beiden Serien Land leben von Dirk Gebhardt und Bilderlust und Festkultur von Wolfgang Zurborn sind dem Bildband Mitten im Westen - eine Entdeckungsreise durch den Rhein-Sieg-Kreis entnommen, der im letzten Jahr erschienen ist. Womit identifizieren sich die Menschen, wenn sie eine Region als Heimat empfinden?  Ist es die Landschaft, die Menschen, die Geschichte, die Kultur? Ein vitales Bild eines so komplexen Lebensraums entsteht erst im Zusammenwirken dieser vielschichtigen Ebenen der Wahrnehmung.

Dirk Gebhardt widmet sich den ländlichen Gegenden des Rhein-Sieg-Kreises. Man kann in seinen Fotografien spüren, wie sehr der Mensch von seiner Umwelt geprägt ist und wie stark gerade auf dem Land der Einfluss der Tradition ist. Sein genauer journalistischer Blick findet die entscheidenden Momente, in denen die dargestellten Menschen und ihr Lebensraum im Bild eine Einheit ergeben.
Mit den Fotografien von Wolfgang Zurborn wird der Betrachter in die Gegenwart einer modernen Medien- und Freizeitgesellschaft versetzt. Mit überraschenden Kompositionen, irritierenden Ausschnitten und ungewöhnlichen Perspektiven führt er uns oft unbeachtete Details aus unserer Alltagswelt so vor, wie wir sie sonst kaum wahrnehmen würden. Es sind Bilder voller Humor, in denen die schönen Mythen der Medien mit unserer realen Erlebniswelt zusammenprallen.


Das Spannungsfeld zwischen Authentizität und Inszenierung in höchster Aufladung vermittelt die fotografische Langzeitstudie von Bernd Arnold über Wahlkampfrituale. Die Politiker auf der Bühne müssen ihre Inszenierung so sehr perfektioniert, die Theatralik ihres Handelns so verinnerlicht haben, dass sie beim Volk als ehrliche, wahrhaftige Vertreter ihrer Interessen gesehen werden. Arnold ist fasziniert von dieser Paradoxie. Er hat eine ganz eigene persönliche fotografische Handschrift entwickelt mit seinen oft dramatisch wirkenden S/W-Fotografien auf der Schnittstelle zwischen theatralischem Moment und Realität.


Eine ekstatische Form der Selbstinszenierung erreichen die Protagonisten der Fotografien von David Klammer. Sie strömen in Massen jedes Jahr nach Wacken, einem kleinen Kuhdorf im Norden Deutschlands, um beim weltgrössten Hardrock Open Air Festival dabei zu sein. Beim Headbangen werden die Fans zu einer rhythmischen Masse. Es entwickelt sich ein rauschhaftes Gefühl der Vereinigung mit der Menge. Für Klammer nimmt dieses Ritual fast religiöse Züge an und so schafft er mit seinem Werkzyklus Act Of Faith - öffentliche Anbetung eine vergleichende Studie mit religiösen und nichtreligiösen Massenveranstaltungen. Durch die Wahl seiner fotografischen Technik und den Einsatz eines entfesselten Blitzes erzeugt der Fotograf ein sakral wirkendes Licht, das die Künstlichkeit der Szenerie betont und eine Abkehr von dem Glaube an das Authentische bedeutet.


Die verschiedenen fotografischen Positionen dieser Ausstellung mit ihren subjektiven Interpretationen von Heimat machen deutlich, dass diese nicht allein geografisch bestimmt werden kann. Es geht vielmehr um eine emotionale Verortung der Menschen. Spürbar wird, wie sehr sie von einem persönlichen und vertrauten Umfeld geprägt sind, wie ihre Sehnsüchte und Wunschvorstellungen davon bestimmt werden.



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